Mittwoch, 31. Dezember 2014

Umbau Yamaha Ténéré XT660ZA

So hier ist er also, der Umbau meiner Yamaha Ténéré XT660ZA für die Skandinavien-Tour 2015. Da das Wetter aktuell perfekt ist um zu schrauben anstatt zu fahren habe ich die wichtigsten Umbauarbeiten in Angriff genommen. Auf der Agenda standen:

  • Tagfahrlicht
  • Heizgriffe
  • 12V Bordsteckdosen (Zigarettenanzünder-Steckdosen)
  • LED-Blinker
  • Handschützer

Am Ersten Tag stand mal die Zerlegung meiner RuTé an. Bei der ABS-Version kommt man nämlich insbesondere im Elektrik-Bereich nicht sehr weit ohne den Tank zu demontieren da die Batterie unter dem Tank verbaut ist. Etwas unglücklich meiner Meinung nach da Batterie-Unterhalt und Austausch dann immer die Demontage des Tanks erfordern. Bei der Nicht-ABS Version sitzt die Batterie leicht zugänglich unter dem Sitz. Dort sitzt bei meiner aber das ABS-Steuergerät (siehe Bilder). Glücklicherweise ist die Hauptsicherung (30A) auch ohne Tank-Demontage vom Lenkkopf her erreichbar. Etwas fummelig aber immerhin muss man hier nicht das halbe Motorrad zerlegen wenn die Sicherung mal irgendwo im Nirgendwo gewechselt werden muss. Zuerst wurden also mal alle Plastikverkleidungen entfernt. Auf der linken Seite sitzt da das Steuergerät unter der Abdeckung. Rechts sitzt im Originalzustand praktisch nichts unter der Verkleidung ausser ein paar Steckern.

Der Tank lässt sich etwas schwer demontieren. Zuerst werden die Entlüftungs-und Überlauf-Schläuche an der linken Seite hinter dem Steuergerät gelöst. Nach dem lösen der Schrauben unter dem Sitz und den seitlichen Achsen unter den Seiten-Abdeckungen lässt sich der Tank leicht anheben. Hier ist Vorsicht geboten um nicht die Stecker der Benzinpumpe oder den Benzinschlauch abzureissen. Ich empfehle auch gleich die Plasitk-Nasen vorne unter dem Tank zu entfernen. Ich habe sie leider dran gelassen und so kann man den Tank nur mit viel Geschick zwischen Lenker und Kühler herausbekommen. Ich habe dazu auch die Lenkerböcke gelöst um den Lenker leicht drehen zu können.

Tagfahrleuchten

So, der Tank ist also ab. Jetzt beginnt die Arbeit. Zuerst verbaue ich die Steuer-Elektronik und Steuergerät für die Tagfahrleuchten. Dazu habe ich mir den Platz zwischen Spritzschutz und Tank auf der linken Seite beim Steuergerät ausgesucht. Eigentlich sollte der Platz genau reichen. Also setze ich das Steuergerät dort ein und ziehe die Kabel auf die rechte Seite wo alle Stecker sitzen. Die Leuchten sind übrigens "Nolden Short Line 3°". Die Lampen habe ich ausgesucht weil sie sehr kompakt sind, nur 3° abgewinkelt sind und qualitativ sehr gut verarbeitet sind.. Viele Leuchten sind für Autos gemacht und passen nur bedingt an Motorräder. Die Nolden hingegen habe ich schon mehrfach verbaut (mein Seat Leon 1M1, Yamaha FZ8-NA und jetzt an der Ténéré). Es wäre ebenfalls legal nur eine der beiden Leuchten in der Mitte zu verbauen aber die vertikale Einbaurichtung ist schon so etwas wie mein Markenzeichen geworden. Daher versuche ich das auch hier. Die Nolden Short Line gehören auch zu den wenigen Leuchten welche legal vertikal montiert werden dürfen.

Die elektrische Schaltung ist immer etwas knifflig. Bei Yamaha hiess es auf meine Anfrage, dass TFL bei der FZ8 nicht ginge. Naja, es ging dann problemlos und bei der Ténéré ist die elektrische Schaltung ganz ähnlich. Leider konnte ich online nur das Service Manual für die 2008er Téni (ja, die von Matz) und nicht für meine ABS-Version finden die ja bekanntlich anders aufgebaut ist. Also war etwas messen und testen angesagt. Oben am Batteriekaten sitzt links das Steuerungs-Relay für die Lampen. Hier habe ich mir dann gleich die Stromversorgung für die TFL abgezwackt. Das hat den Vorteil, dass die Lampen nicht wie sonst üblich gleich mit der Zündung an gehen sondern erst wenn man den Motor startet (also gleich wie die Abblendlichter).

Jetzt muss natürlich noch ein Zwischenschalter an den Lenker. Dazu habe ich mir bei eBay einen Schalter besorgt. Das blaue Kabel welches den Strom in den Lichtschalter führt habe ich über den neuen Zwischenschalter geführt damit ich die Stromversortung für Abblend- und Fernlicht trennen kann. Die Lichthupe ist davon übrigens nicht betroffen da diese bei Yamaha sepparat geführt wird. Das ist perfekt denn die TFL müssen aus gehen sobald Abblend- oder Fernlicht eingeschaltet wird. Nicht aber bei Lichthupe. Somit kann ich bei TFL-Betrieb immer noch Lichthupe geben ohne dass die TFL dabei aus gehen.

Jetzt muss da noch ein Steuer-Kabel zurück zum Steuergerät welches mir signalisiert sobald der Zwischenschalter umgelegt wird und die TFL also aus gehen müssen. Das Kabel ziehe ich mit einem Draht direkt in die vorhandenen Kabel-Schutzschläuche.
Ein weiteres "Problem" hatte ich jetzt bei der XT660ZA zum ersten Mal. Bei der geplanten Einbauposition kommen die Leuchten den Blinkern gefährlich nahe. Gemäss Gesetz müssen die TFL gedimmt werden wenn sie näher als 5cm an den Blinkern dran sind. Naja, luftlinie nicht ganz da die Blinker weiter hinten sitzen aber wenn man von vorne schaut könnte ein Prüfer oder die Rennleitung durchaus die fehlenden 5cm bemängeln. Also ziehe ich mir die Blinker-Signalgeber auch auf das Steuergerät. Die Nolden Leuchten bieten ja genau dafür die nötigen Signalleitungen um beim blinken die jeweils linke oder rechte Seite zu dimmen. Auf den Bildern gut zu sehen wie ich die gelben Signalkabel am Originalstecker anschliesse.
Kleine Randnotiz: Die originalen Yamaha Stecker sind von relativ niedriger Qualität und weder Wasser- noch sonst irgendwie dicht. Für alle meine Arbeiten habe ich AMP Superseal Stecker verbaut. Die sind Wasser, Benzin und Lösemittelfest. Nolden verwendet diese Stecker ebenfalls.

Griffheizung

Natürlich muss auch die Griffheizung dran. Da ist relativ einfach gemacht. Einfach Lenkergewichte abschrauben und die originalen Gummi-Griffe lösen. Ich habe mir mit einem Flachkopf-Schraubendreher geholfen und diesen zwischen Lenker und Griff rein gedrückt um die Klebestellen zu lösen. Dann lassen sich die Griffe abziehen und die neuen Heizgriffe einfach drauf schieben. Achtung. Man sollte vorher genau überlegen in welcher Position die Heizgriffe angebracht werden damit das Stromkabel nicht stört. Insbesondere rechts am Gasgriff sollte man prüfen, dass bei keiner Gasgriff-Position die Anschlusskabel mit dem Bremshebel kollidieren. Hat man die passende Position gefunden trägt man den mitgelieferten Kleber auf den Lenker auf und schiebt die Griffe drauf.

Achtung: Danach lassen sich die Griffe vermutlich nicht mehr ohne Beschädigung lösen. Also zuerst gut prüfen und im Zweifel erst später festkleben. Die Verkabelung ist etwas fummelig. Die Kabel sind dick und die Stecker sind etwa von der gleichen minderen Qualität wie die Yamaha Original-Stecker. Den Strom für die Griffe wollte ich nicht wie im Montage-Beiblatte beschrieben direkt von der Batterie nehmen sondern irgendwo wo es über den Zündschlüssel aus geht weil ich nicht will, dass eine vergessene Griffheizung oder ein lustiger Passant der daran herum spielt meine Batterie leeren kann. Deshalb habe ich mir das Kabel hinten an den Sicherungskasten 3 unter dem Sitz gezogen. Hier sitzen mehrere Sicherungen für elektrische Systeme. Eine davon (10A) ist für die Beleuchtung zuständig und hier liegt Spannung an sobald die Zündung eingeschaltet wird. Ich wollte aber nicht die 10A Sicherung belasten und habe mir die Verkabelung genauer angesehen. Primärseitig (also vor der Sicherung) führt ein dickes 1.5mm^2 Kabel zur Sicherung und sekundärseitig (hinter der Sicherung zu den Lampen) geht ein dünneres Kabel (0.8mm^2?) weg. Das Kabel welches von der Batterie zur Sicherung führt hält also garantiert 20A aus. Dort habe ich dann die Griffheizung angeschlossen und natürlich mit einer eigenen Sicherung gesichert. Das ist nötig weil bei einem Kurzschluss dann nicht mehr die 10A Sicherung der Beleuchtung greift.

Die Griffheizung lässt sich also jetzt nur einschalten wenn die Zündung an ist (der Motor muss dazu allerdings nicht laufen). Hier noch mein Tipp: Spart nicht dran eure Schaltkreise separat abzusichern. Gerade beim Motorrad mit vielen Vibrationen kann mal ein Kabel durchscheuern und einen Kurschluss verursachen. Ohne Absicherung führt dies schnell zum Kabelbrand und das kann fatale Folgen haben.Apropos durchscheuern. Wie man in den Bildern sieht habe ich alle Kabel ausnahmslos in Kabelschläuche verpackt um eben durchscheuern zu verhindern und zusätzliche Isolierung zu bieten. Ausserdem sieht es sauber und besser aus. Meine Griffe sind übrigens die Oxford Premium Touring.

Bordsteckdosen

Da ich auch mal ein elektronisches Gerät unterwegs laden will mussten Bordsteckdosen her. Hier habe ich mir günstige Stecksoden bei Polo geholt. Bei der XT660Z(A) gibt es einen Einbau-Ort welcher perfekt dafür geeignet ist. Warum dort original keine Dosen drin sind ist mir ein Rätsel. Diese würden das Motorrad ungemein aufwerten.
Also ich rede von den Plastik-Abdeckungen vorne links und rechts neben der Kanzel. Die Flächen dort sind gerade gross genug für die Dosen und sind sonst ungenutzt. Die Abdeckung ist auch ganz einfach zu demontieren und die innere Schale fällt sowieso raus wenn man die Abdeckung abnimmt. Also kurzerhand einen 30mm Kernbohrer gekauft und dort angesetzt. Haha, wer mich kennt weiss, dass ich da nicht einfach drauf los gebohrt habe. Am einfachsten ging das mit einer Papier-Schablone (Zirkel, 30mm Scheibe ausschneiden). Diese habe ich dann genau platziert, eingemessen und angezeichnet.

Die Steckdosen selber musste ich dann etwas umbauen da die dick in Schrumpfschlauch eingepackten Kabel unten zu lang waren für den Stauraum in den Abdeckungen. Also kurzerhand abgeschnitten und neue Kabel dran gemacht. Natürlich auch wieder mit AMP Superseal steckern. Die passen übrigens gerade so durch die Kabeldurchführungen besagter Abdeckung. Also keine weiteren Modifikationen nötig. Sieht super aus, als wären die Dosen schon immer da gewesen.

Elektrisch habe ich mir hier ein 1.5mm^2 Kabel wieder ganz nach hinten zum Sicherungskasten 3 gezogen. Diesmal habe ich aber nicht am Zündungsplus für die Beleuchtung angeschlossen sondern am Zündungsplus für die Parkbeleuchtung. Das mag erst einmal komisch wirken hat aber für mich praktische Vorteile. Die Spannung der Bordnetz-Dosen geht so ebenfalls beim einstellen der Zündung an und wieder aus wenn ich den Zündschlüssel ziehe. Allerdings (und hier kommt der Clou) sind die Bordnetz-Dosen nun auch aktiv wenn ich das Motorrad in Parklicht-Position (Zündschlüssel ganz nach links drehen) abstelle. So kann ich falls nötig die Bord-Steckdosen auch aktiv halten wenn ich das Motorrad hin stelle. Normalerweise sind sie dann aber (bei normaler Aus/Lock Position) aus.
Das dort vorhandene Kabel von der Batterie her ist wieder stark genug für mindestens 20A und ich mache dort eine 15A Sicherung für die Bordsteckdosen rein (auch wenn weniger sicher auch reichen würden).

LED-Blinker

Ja hier habe ich beim bestellen einen Fehler gemacht. Meine Blinker kamen mit M10 Gewinde und die XT660Z hat nur M8 Durchführungen. Aber kein Problem. Ist ja nur Plastik. Also wird einfach etwas gebohrt. Ein weiteres kleines Problem hatte ich mit den Abdeckungen. Die Originalblinker haben eine Art "Sockel". Hier habe ich keine passenden Abdeckungen/Blenden für die XT660Z gefunden. Also habe ich mir kurzerhand aus Hobby-PVC ein paar Blenden gebastelt um die Löcher abzudecken. Hinten habe ich die übrigens nicht gebraucht weil ich einfach eine grosse Edelstahl-Unterlagsscheibe drauf gelegt habe. Sieht super aus und ist allemal stabiler als eine Plastik-Blende. Um die Blinker im Service-Fall auch einfach demontieren zu können habe ich die Original-Kabel an den Originalblinkern abgeschnitten und an die neuen Blinker montiert. So kann ich die Abdeckungen abnehmen und alle elektrischen Verbinder sind nur gesteckt (Bordsteckdose, Blinker, TFL). Da muss ich dann also nicht lange üben. Alles Plug and Play.

Elektrisch müssen die LED-Blinker nur richtig gepolt angeschlossen werden (schwarz ist immer Masse). ACHTUNG: Das Blinker-Relais muss ausgetauscht werden. Das Original-Relays der Marke Asbach-Uralt kommt nicht mit LED-Blinkern zurecht. Es ist last-abhängig. Die Halogen-Blinker benötigen deutlich mehr Strom (10W) als die LED-Blinker (1-2W). Daher verändert sich die Blink-Frequenz und die LED-Blinker flackern viel zu schnell. Dafür gibt es 2 Lösungen:
Entweder verbaut man ein last-unabhängiges Blinker-Relays (gibt's bei eBay für rund 20.--) oder man verbaut Lastwiderstände. Die Lösung mit Lastwiderständen ist äusserst dämlich (aber einfach für den Laien) weil die Widerstände dann die restlichen 8W elektrischer Leistung verbraten und dann ca. 10W Verbrauch erzeugen. Aber wer will schon LED-Blinker verbauen nur um die gesparte elektrische Leistung dann in Widerständen in Wärme umzuwandeln und zu verbraten. Also holt euch bitte ein passendes LED-taugliches last-unabhängiges Relais. Die XT660Z hat übrigens das typische Yamaha 2-Polige Relais (3-Poliger Stecker aber nur 2 Pole belegt). Hier gibt es diverse Anbieter. Auch bei Polo gibt es passende Modelle.

Handschützer

Leider keine Rümliche Geschichte. Ich habe die SW-Motech Kobra Handschützer gekauft. Die sollen gemäss Beschreibung für meine XT660ZA passen. Montieren lassen sie sich auch problemlos. Nur habe ich festgestellt, dass der Bügel bei normaler Montage sofort vorne mit der Kanzel kollidiert (etwa ab halbem Lenkeranschlag). Das ist natürlich ein No-Go da bei einem Sturz garantiert die Schalen dagegen stossen und mir die Scheibe abreissen. Kippe ich die Handschützer unnatürlich weit nach oben so passen sie gerade so in die Einkerbung der Scheibe. Kollidieren dann aber ganz leicht mit den Instrumenten (Tacho). Die Berührung ist nur leicht und Schäden wären nicht zu befürchten denke ich.

Allerdings zeigte sich nach der Tank-Montage, dass die inneren Lenker-Klemmen mit dem Tank kollidieren. Und das war für mich ein no-Go. So hätte ich beim ersten Sturz eine Delle im Tank und eine kaputte Lackierung. Also habe ich sie wieder abmontiert. Jetzt suche ich alternativen. Eventuell die Bügel für die Kobra Einpunkt -Halterungen. Da mir die Schalen sonst sehr gut gefallen (Design, Qualität) hätte ich sie ja gerne behalten. Leider scheinen auch andere Anbieter die gleichen Probleme zu haben. Die Handschützer von Touratech sind allesamt ungeeignet für die ABS-Version (ich glaube das liegt am neuen Bremsflüssigkeits-Behälter und der vorstehenden Anschluss-Schraube). Auch die Acerbis Bügel scheinen bei der ABS-Version nicht zu passen. Ich muss mich hier also noch umsehen oder ev. selber etwas basteln für die Kobra-Handschützer denn eigentlich wollte ich meine Hebel auf jeden Fall schützen.

Weiteres

So im groben war's das. Ich habe fast 3 Tage an den Umbauten geschraubt aber mir auch genügend Zeit gelassen alles sauber zu montieren. Stecker anzubringen und alle Kabel in Schläuche zu verpacken und die Kabel zu beschriften. Der Zusammenbau ging relativ flott. Nur den Tank musste ich mehrmals wieder abnehmen weil die Stecker rechts damit kollidierten: Da ist schon sehr wenig Platz.
Erstaunlicherweise lief beim ersten Test alles gleich reibungslos:





- LED-Blinker funktionieren
- Blinker haben normale Blink-Frequenz
- Zündung an, nur Standlicht und Nummernschild-Beleuchtung geht an
- Motor starten: LED TFL geht an (Lichtschalter AUS-Posistion)
- Lichthupe funktioniert unabhängig
- Licht ein: LED TFL wird helligkeits-reduziert und Abblendlicht geht an
- Licht aus: LED TFL wird heller und Abblendlicht geht aus
- Blinker links: LED TFL links wird gedimmt
- Blinker rechts: LED TFL rechts wird gedimmt
- Bordsteckdosen funktionieren beide
- Bordsteckdosen funktionieren in Parklicht-Position
- Griffheizung funktioniert wenn Zündung ein

So viel von meiner Seite.

-Rainer-